Querschnittzentrum: Patient läuft dank Exoskelett

Querschnittzentrum: Patient läuft dank Exoskelett

Rummelsberg. „Ich hatte wirklich eine wunderschöne Zeit bei euch“, schreibt Peter Meier, 35 Jahre alt, nach zwölf Wochen Krankenhausaufenthalt in Rummelsberg einen Brief an das interdisziplinäre Team. Ungewöhnlich für einen typischen Aufenthalt in einer Klinik. Aber im Leben des Peter Meier ist nichts typisch. Seit 2002 ist er querschnittgelähmt und hatte am Krankenhaus Rummelsberg einen seiner bewegendsten Momente in seinem Leben. Nach 16 Jahren konnte er das erste Mal wieder ein Stück laufen. „Realisiert habe ich das noch nicht“, sagt Meier und lässt dabei den Tränen freien Lauf.

Es ist ein Autounfall, der dafür sorgt, dass sich das Leben von Schlosser Peter Meier tragisch ändert. „Ich bin als Beifahrer bei jemand mitgefahren, der alkoholisiert war. Der Fahrer hatte einen Sekundenschlaf, es hat mich aus dem Auto rausgeschleudert und ich bin in der Leitplanke gelandet, das Auto auf dem Kopf“, schildert Meier den Vorfall, der zu einer kompletten Querschnittlähmung geführt hat. „Achter, neunter Brustwirbel“, ergänzt er. Die Folge: Mehrere Monate Rehabilitation, dann kam der psychische Einbruch. Bis dahin dachte er: „Rollstuhlfahren ist okay, laufen brauch ich nicht mehr.“ Eine schmerzhafte Nebenhodenentzündung, ein Bruch des linken Beines – danach hat ihn zehn Jahre lang kein Krankenhaus mehr gesehen. Durch Fehlhaltung im Rollstuhl hatte sich eine große Druckstelle im Gesäßbereich entwickelt, was dazu führte, dass die Muskeln verkürzt waren und Peter Meier Schmerzen hatte, über die er heute sagt: „Ich dachte damals, ich müsste sterben.“

Zentrumsleiter Dr. Ponfick stellt die richtigen Fragen
Als letzte Hoffnung beschreibt er den Besuch des Krankenhauses Rummelsberg, wo er aufgrund seiner Muskelbeschwerden die Klinik für Neurologie aufsuchte. „Das war im November vergangenen Jahres, dann nahm mein Leben eine sehr positive Wendung und ich lernte Dr. Ponfick kennen“, erzählt Meier. Der Arzt habe ihm nach langer Leidenszeit die richtigen Fragen zu Blasen- und Darmmanagement und der Spastik gestellt, wie zum Beispiel, ob er in den 16 Jahren einmal urologisch untersucht worden sei. Meiers Antwort fiel negativ aus. „Nach kurzer Zeit war klar, dass hier ein Harnwegsinfekt vorliegt. Der Patient bekam ein Antibiotikum und sollte sich nach zehn Tagen im Querschnittzentrum stationär vorstellen. Bis zu dem Zeitpunkt wusste Hr. Meier nicht, dass wir hier ein Querschnittzentrum haben“, sagt Dr. Matthias Ponfick, ärztlicher Leiter des Rummelsberger Querschnittzentrums. Für Meier ein Glücksfall, da ihm im Querschnittzentrum die Schmerzen genommen wurden, ihm wieder ein kontinentes Leben ohne mehrmaliges nächtliches Erwachen ermöglicht und der Dekubitus zur vollständigen Abheilung gebracht wurde. „Der Patient war bei unserer ersten Begegnung in einem sehr schlechten Zustand und ist nun nach zwölf Wochen Behandlung körperlich und geistig wahnsinnig verändert. Er kommt athletisch daher und sitzt aufrecht in seinem Rollstuhl und hat sich auch äußerlich total verändert“, so der Mediziner.

Schönsten Geburtstag im Krankenhaus erlebt
Der positive Zustand des Patienten wurde auch von externer Seite bestätigt. Die Firma REWALK war kürzlich bei der ORTHOTechnik Rummelsberg zwecks einer Vorstellung eines Exoskeletts. Darunter versteht man eine äußere Stützstruktur, welche eine stabile Hülle um einen Patienten bildet. Zur klinischen Erprobung wurde so ein Skelett vorgestellt. Dass Peter Maier bereits soweit sei, einen Gehversuch starten zu können, glaubten die Vertreter nicht. Als sie seine Konstitution sahen, wagten sie bereits am ersten Tag den Versuch. Vor den Augen der anderen Patienten wagte Peter Meier umhüllt von dem Skelett die ersten 700 Meter nach 16 Jahren Rollstuhl. Und das mit Bravur. Überwältigt von den Gefühlen lagen sich alle Beteiligten in den Armen und auch Peter Meier ließ den Tränen freien Lauf. „Es ist enorm, wie meine Lebensqualität sich hier zum Positiven verändert hat. Im Vorfeld des Besuchs in Rummelsberg dachte ich, dass einfach zwölf Wochen Krankenhausaufenthalt vor mir liegen. Dass ich nach zwölf Wochen das erste Mal gehen kann, ist unfassbar und macht mich fertig“, so Meier. „Ihn marschieren zu sehen, das hat uns alle – egal, ob Arzt, Therapeut, Pflegekraft oder Orthopädietechniker – ergriffen“, sagt Uwe Wehner, kaufmännischer Leiter der ORTHOTechnik Rummelsberg. Zur Entlassung herzt Peter Meier alle Beteiligten und spricht nochmal seinen Dank aus: „Ich habe hier soviel mitgenommen, habe Freunde, neue Perspektiven und eine neue Lebensqualität gewonnen und die besten Ärzte meines Lebens kennengelernt. Mein 35. Geburtstag mit ihnen war mein schönster Geburtstag in meinem Leben. Im Querschnittzentrum kommt alles von Herzen und es herrscht ein unglaublicher Teamspirit – so etwas habe ich in noch keiner Klinik erlebt“, sagt Peter Meier und hat dabei erneut Tränen in den Augen.

Über das Krankenhaus Rummelsberg:

Das Krankenhaus Rummelsberg, in der Trägerschaft der Sana Kliniken AG, verfügt über 360 Betten und ist südöstlich von Nürnberg gelegen. Das Lehrkrankenhaus der Universität Erlangen-Nürnberg ist in den Fachbereichen Orthopädie und Unfallchirurgie (210 Betten), Neurologie (60 Betten), Innere Medizin (30 Betten) und Geriatrische Rehabilitation (60 Betten) weit über die Grenzen der Metropolregion Nürnberg-Fürth-Erlangen hinaus bekannt. Medizinische und pflegerische Fachkompetenz prägen die Arbeit im Krankenhaus Rummelsberg. Das hochspezialisierte Team aus Ärzten sowie Pflegenden behandelt die Patienten ganz im Sinne des Leitmotivs: „In guten Händen gesund werden“. Mehr Informationen unter www.krankenhaus-rummelsberg.de oder www.pflegecrew-rummelsberg.de

Kontakt
Krankenhaus Rummelsberg GmbH
Dominik Kranzer
Rummelsberg 71
90592 Schwarzenbruck
09128 5043365
dominik.kranzer@sana.de
http://www.krankenhaus-rummelsberg.de