Hochschullehrerbund begrüßt Start der Hightech-Agenda

Der Hochschullehrerbund (hlb) sieht enormes Potenzial für die Regionen durch neue Transfer- und Forschungsmöglichkeiten

Seit dem 4.10.2021 begrüßen die bayerischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) ihre Studierenden wieder in Präsenz, also vor Ort in den Hörsälen und Laboren. Dieses Mal sind unter den Lehrenden schon die ersten Professorinnen und Professoren, die im Rahmen der Hightech-Agenda (HTA) des Freistaates neu berufen wurden. Dabei hat der Freistaat in einem bisher bundesweit einmaligen Schritt Stellen an den Hochschulen geschaffen, deren Lehrdeputat explizit nicht für den Ausbau von Studienplätzen, sondern zur Schaffung von Freiräumen für Forschung und Transfer dienen soll. Die ersten knapp 100 dieser sog. kapazitätsneutralen Stellen wurden bereits im Jahre 2019 angekündigt. Im Rahmen der HTA, die im Jahr 2020 beschlossen wurde, ist die Zahl auf 400 Stellen für Professorinnen und Professoren erweitert worden.
Welchen praktischen Nutzen diese Maßnahmen vor Ort in den einzelnen Hochschulen haben und welches enorme Potential sich für lokale Stakeholder, soziale Einrichtungen und Unternehmen ergeben, wird eigentlich erst deutlich, wenn man sich die abstrakten Zahlen an einem konkreten Beispiel klar macht.
Bisher waren im Freistaat an den stattlichen HAW rund 3000 Professorinnen und Professoren beschäftigt, die mit einem Lehrdeputat von jeweils 18 Stunden pro Woche, die Studierenden in den verschiedenen Studiengängen betreuen. Davon können aber auch in einem begrenztem Umfang Stunden für die Forschung verwendet werden. Zu diesen rund 3000 Stellen kommen nun 400 neue Stellen, die kapazitätsneutral sind, die also nur für die Intensivierung der Forschungs- und Transferaktivitäten vor Ort, also einer der neuen Kernaufgaben der HAW eingesetzt werden sollen.
Rechnerisch kann eine Fakultät mit 40 Mitgliedern 5 neue Stellen für Professorinnen und Professoren schaffen. Die nun auf 45 Mitglieder angewachsene Fakultät gewinnt dabei ein Lehrdeputat von 90 Stunden pro Woche, die anlassbezogen für Forschungsprojekte und Transferkooperationen ausgelobt werden können. Die Staatsregierung hat es dabei den Hochschulen selbst überlassen, auf welche Art diese Freiräume verteilt werden. Es können z.B. sog. Forschungsprofessuren, bei denen sich die Lehrverpflichtung meist für 5 Jahre auf 9 Stunden pro Woche halbiert, eingerichtet werden. Es können aber auch kleinere Vorhaben mit weniger umgewidmeten Stunden realisiert werden. (Siehe Zahlenbeispiel*)
So können auf breiter Front, dem Wesenscharakter dieses Hochschultyps entsprechend, auch kleine und mittlere Vorhaben berücksichtigt werden, die den Charakter der Kooperationen zwischen HaW und dem lokalen Umfeld widerspiegeln.
Die Maßnahmen der Hightech-Agenda haben also erhebliches Potential an den HaW in der Breite positiv zu wirken. Der hlb-Bayern fordert daher, dass bei der Auslobung der neu gewonnenen Kapazitäten nicht nur Forschungsprofessuren mit 9 SWS vergeben werden, sondern auch kleinteiligere Freiräume vergeben werden um gezielt kleine und mittlere Vorhaben für KMU, für soziale Einrichtungen oder für Stadt- und Verkehrsplanung oder auch für Krankenhäuser zu stärken.

* In einem Zahlenbeispiel könnten man mit den 90 Stunden neben einer Forschungsprofessur mit 9 umgewidmeten Lehrstunden pro Woche, noch 5 Vorhaben mit einem Bedarf von jeweils 6 umgewidmeten Lehrstunden pro Woche und weitere 17 Vorhaben mit jeweils 3 realisiert werden. Dann würden in insgesamt 23 Vorhaben, mehr als die Hälfte der Mitglieder der Fakultät eingebunden sein.

Der hlb-Bayern ist die standes- und hochschulpolitische Interessenvertretung der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Bayern. Bis 2020 führte der Landesverband die Bezeichnung vhb.

Der hlb-Bayern ist als Landesverband Mitglied der Bundesvereinigung des Hochschullehrerbunds hlb. Die Vertretung standespolitischer Interessen ist eingebettet in hochschulpolitische Ziele, die unabhängig von Parteien, Gewerkschaften und Beamtenbund unter Wahrung von konfessioneller Neutralität verfolgt werden.

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