Steigende EEG-Umlage überfordert Mittelstand

Steigende EEG-Umlage überfordert Mittelstand

Drei Viertel des Strompreises entfallen auf Steuern, Abgaben und Umlagen. (Bildquelle: ECG)

>>> Energiewende erfordert Finanzierung aus Steuerhaushalt
>>> Effizienzsteigerung kann Abgabenbelastung nicht ausreichend kompensieren

Kehl, 14. Oktober 2016 – „Der prognostizierte Anstieg der EEG-Umlage um weitere 40 Prozent auf bis zu 9,7 Cent je Kilowattstunde Strom im Jahr 2020 führt insbesondere für international konkurrierende Mittelständler aus energieintensiven Branchen zu Stromkosten, die ihre Wirtschaftskraft übersteigen.“
Zu dieser Einschätzung kommt Dr. Jürgen Joseph, Geschäftsführer der unabhängigen Energieberatungsgesellschaft ECG in Kehl. „Allein in unserem Kundenkreis mit über 2.000 Adressen wäre dies das Aus für einige Dutzend Betriebe.“

Schon 2017 stellen steigende Stromnebenkosten eine zunehmend existenzbedrohende Herausforderung dar: Der neuerliche Anstieg der EEG-Umlage auf voraussichtlich 6,88 Cent je Kilowattstunde Strom wird verstärkt durch ebenfalls deutlich steigende Netzentgelte (plus 12 -15 Prozent), und auch die Höhe der KWK-Umlage vervierfacht sich aufgrund der Gesetzesnovellierung.

Für die kommenden Jahre prognostiziert das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) , dass die EEG-Umlage sogar noch stärker steigen wird als von der Bundesregierung errechnet: Sie dürfte 2020 bis zu 9,7 Cent betragen. Angesichts des noch bevorstehenden Netzausbaus ist auch bei den Netzentgelten eine anhaltende Verteuerung zu erwarten und dadurch zusätzlich steigende Stromkosten.

Dr. Jürgen Joseph: „Energieintensive Mittelständler sind die Leidtragenden der Energiewende.“ Besonders belastet sind Unternehmen, bei denen der Anteil der Stromkosten an der Bruttowertschöpfung etwas weniger als 17 Prozent beträgt: Sie können sich trotz des hohen Stromverbrauchs nicht von der EEG-Umlage befreien lassen (besondere Ausgleichsregelung gemäß §§ 63 ff. EEG 2014). In der Regel handelt es sich bei diesen Betrieben um mittelständisch geprägte Betriebe mit 100-500 Mitarbeitern etwa aus den Bereichen Metallveredelung, Metallumformung, Galvanisierung oder auch Automobilzulieferer. Wie auch die Privatverbraucher schultern sie nicht nur die Lasten der Ökostromförderung, sondern finanzieren auch die Ausnahmeregelungen.

EEG-Umlage und Netzentgelte machen derzeit zusammen drei Fünftel des Strompreises aus: Ein typischer energieintensiver Mittelständler mit einem jährlichen Stromverbrauch von rund 10 Mio. Kilowattstunden muss aktuell rund 350.000 Euro für den reinen Energiepreis bezahlen. Hinzu kommen EEG-Umlage und Netzentgelte in Höhe von 850.000 Euro. 2017 wird dieser Betrag um 11 Prozent auf rund 950.000 Euro steigen, die Kosten für die KWK-Umlage werden sich voraussichtlich von bisher rund 10.000 Euro auf dann rund 40.000 Euro erhöhen. Legt man die Prognosen des IW zugrunde, würden die Kosten für EEG-Umlage und Netzentgelte im Jahr 2020 gar bei 1,3 Mio. Euro liegen – das wäre ungefähr das Vierfache dessen, was das Unternehmen für den reinen Strom bezahlt.

Dr. Jürgen Joseph appelliert daher: „Die Energiewende wird nur gelingen, wenn wir schnell ein Finanzierungsmodell entwickeln, das die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen erhält und die Lasten endlich gerecht verteilt. Umlagen, mit denen die Energiewende finanziert werden soll, müssen deswegen durch eine Finanzierung aus Steuermitteln ersetzt werden. Zu diesem Haushalt tragen alle Verbraucher bereits angemessen über die existierenden Ertragssteuern bei.“

Für die betroffenen Unternehmen sieht Joseph einstweilen nur einen Weg: „Betriebe sollten jede Möglichkeit nutzen, durch intelligentes Energiemanagement und Effizienzmaßnahmen ihre Beschaffungskosten und Verbräuche soweit zu reduzieren, dass sie die steigende Abgabenbelastung wenigstens teilweise ausgleichen können. Der mittel- und langfristige Nutzen rechtfertigt den hierfür erforderlichen Aufwand in jedem Fall.“ Mithilfe von Energieaudits, Teilnahme an Energieeffizienznetzwerken, Beschaffung über Einkaufsringe oder gegebenenfalls sogar Eigenstromerzeugung ist laut ECG binnen drei Jahren eine Ersparnis von rund 5 Prozent zu erzielen.

Über die Energie Consulting GmbH (ECG):
Die 1986 gegründete ECG mit Sitz in Kehl ist das größte unabhängige Beratungsunternehmen in Energiefragen in Deutschland und Europa. Das Unternehmen betreut gegenwärtig den Einsatz und Einkauf von rund 20.000 GWh Strom sowie rund 15.000 GWh Erdgas. Über 2.000 Kunden in Deutschland sowie im europäischen Ausland sind derzeit unter Vertrag; der Fokus liegt dabei auf mittelständischen Betrieben aus produzierenden Gewerben. Aber auch große Industrieunternehmen wie Henkel, Axel-Springer, Berliner Zeitungsverlag, Wieland-Werke gehören zum Kundenkreis. Mit rund 40 Mitarbeitern erwirtschaftet ECG einen jährlichen Umsatz von ca. 4,5 Mio. Euro. Geschäftsführer sind Dr. Wolfgang Hahn, Dr. Jürgen Joseph und Jörg Scheyhing.
Weitere Informationen über die ECG unter www.energie-consulting.com.

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